Gespart, um mit der Kunst zu leben

Mit Peter Baumgartner hat sich auch ein Künstler in der Blumenegg niedergelassen.
Im Blumenegg–Areal tut sich nicht nur im Techno–Park einiges. In der ehemaligen Textilfabrik
hat sich unter anderen ein Kunstschaffender eingerichtet, der Goldacher Peter Baumgartner.
Er wird im Mai im Goldacher Rathaus ausstellen.

Rudolf Käser, Tagblatt vom 26.4.2001, Rorschach

Goldach. Peter Baumgartner, 36–jährig, hat den Beruf Metallbauschlosser erlernt. Früh stellte
er eine künstlerische Ader fest und fertigte Kunstobjekte aus Metall. Inzwischen hat er seine
Tätigkeit als metallbearbeitender Kunstschaffender beträchtlich ausgebaut, bisher ohne
Kunststudium.

Gespart für die Passion
Bis Peter Baumgartner vor einem Jahr seine Kunstwerkstätte eröffnen konnte, musste er einige
Jahre warten. «Zum Leben reichen die Erträge meiner Tätigkeit nicht. Aber ich habe einiges
gespart, um mir das Kunstschaffen in meinem Atelier leisten zu können.» Begonnen habe alles
ganz klein. Zuerst habe er ein, zwei Objekte im Jahr geschaffen. Laufend seien es mehr
geworden, nach und nach seien auch Bestellungen eingegangen.

Auch mit der Schwester
Peter Baumgartner erfüllt heute zu einem grossen Teil Kundenwünsche. Er erstellt unter
anderem Skulpturen, Blumen, Akte in Blech, Hochzeitsgeschenke und vor allem Geländer an
Einfamilienhäusern in den verschiedensten Variationen. Allerdings könne er seine Werke nicht
immer so schaffen, wie er dies seinen Neigungen entsprechend tun würde, weil er sich nach den
Kundenwünschen richten müsse. Doch manchmal geht er seine eigenen, künstlerischen Wege.
«Es geht mir schon auch darum, dass ich bei meinen Skulpturen eine Botschaft übermitteln
kann.» Oft arbeitet Peter Baumgartner auch mit seiner Schwester Doris Baumgartner–Keel
zusammen. Sie habe unter anderem auch während eines Jahres die Schule für Form – Farben –
Raum in St. Gallen besucht. «Für ein Relief beispielsweise hat mir die Schwester den Entwurf
erstellt.» Aber auch bei anderen Ergänzungen für seine Werke sei ihm die Schwester hin und
wieder behilflich. Gemeinsam wird das Goldacher Geschwisterpaar auch die Ausstellung im
Rathaus mit der Vernissage am 4. Mai bestreiten. Im Mittelpunkt der Ausstellung, die bis Ende
Mai dauert, wird dabei ein Schmetterling in Riesendimension stehen. Das Werk zeigt sich 160
Zentimeter hoch und 150 Zentimeter breit und bringt das stattliche Gewicht von 500 Kilogramm
auf die Waage. Die Grundidee dazu habe er aus dem Wettbewerb vom Mühlegut entnommen.
Auch an diesem Werk habe seine Schwester mitgewirkt.

Ausbaufähig
Peter Baumgartner hat keine Probleme damit, dass er noch nicht von seiner künstlerischen
Leidenschaft leben kann. Er weiss, dass er für seine Werke niemals die effektiven Arbeits–
stunden in Rechnung stellen könnte, weil sie dann für potenzielle Käufer zu teuer würden.
Seine Werke beruhen jedoch ausschliesslich auf Handarbeit. Das verläuft meistens so, dass er
erst einmal auf transparentem Papier seine Vorstellung aufzeichnet und dann ein Modell erstellt.
Danach erstellt er das Werk mit dem Autogen–Schneidbrenner. «Allein für diesen Schmetterling
habe ich, ohne die Arbeit bei mir zu Hause und die Mitarbeit meiner Schwester gerechnet, fünf
Tage benötigt.» Die Zukunft betrachtet Peter Baumgartner gelassen. Er wisse, dass er
inzwischen Metall relativ gut bearbeiten könne. Darum sei er überzeugt, sein Schaffen dank
seiner Erfahrung und dem heutigen Wissensstand ausbauen zu können. «Interessant wird es für
mich, wenn durch meine Objekte weitere Kunden aufmerksam werden und mir Aufträge geben.»

Auch Pläne und Visionen
Sein Traumziel ist, ausschliesslich seine eigenen Ideen in seine Kunst einbringen zu können. Mit
dem Begriff Kunst habe er allerdings etwas Mühe. «Ich möchte einfach eigene, möglichst
originelle Ideen verwirklichen.» Visionen habe er auch, doch die möchte er nicht laut verraten.
Vielleicht werde er auch einmal an eine Kunstschule nach Frankreich oder Italien gehen. Woher
holt er die Ideen für seine eigenen künstlerischen Vorstellungen? «Ich bin ein begeisterter
Wanderer und Tourenskifahrer. Dabei habe ich viel Zeit, darüber nachzudenken, was ich machen
könnte.»

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